Erinnern Sie sich noch daran, als Sie zum ersten Mal das Wort Lohnsteuerhilfeverein hörten?
Ja. (lacht) Das ist schon sehr lange her. Ein Bekannter hatte mir damals erzählt, dass er nebenberuflich für einen Lohnsteuerhilfeverein arbeite und sehr zufrieden mit seiner Tätigkeit ist. Das war für mich allerdings damals nicht relevant, weil ich die eigenen Steuererklärungen schon immer selbst erstellt und auch Familienmitglieder bei ihren Steuererklärungen unterstützt habe.
Heute sind Sie VLH-Beraterin. Erzählen Sie doch von Ihrem Weg bis dahin.
Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre habe ich mehrere Jahre in der internen Revision bei einem großen Chemiekonzern gearbeitet und auf meinen Dienstreisen die Welt kennengelernt. Nach Stationen im Beteiligungscontrolling eines Pharmakonzerns, in Berlin, bin ich dann in Hamburg gelandet. Bis zum Renteneintritt habe ich in börsennotierten Konzernen gearbeitet und jahrelang das Rechnungswesen geleitet. Zu meinen Aufgaben zählte – neben Monats- und Jahresabschlüssen – auch die Vorbereitung der Steuererklärungen.
„So halte ich mich fit!“
Sie haben das Rentenalter erreicht. Da könnten Sie auch einfach den Ruhestand genießen. Was hat Sie dazu bewogen, als VLH-Beratungsstellenleiterin weiterzuarbeiten?
Als Ende 2019 mein reguläres Rentenalter nahte, war es für mich eine Horrorvorstellung, nichts mehr zu tun und einfach nur Rentnerin zu sein. Als ich dann von der VLH angesprochen wurde, ob ich eine Beratungsstelle in Norderstedt eröffnen möchte, habe ich nur kurz überlegt und nach Abstimmung mit meinem Ehemann zugesagt. Und das habe ich bis heute nicht bereut!
Ich freue mich, interessante Menschen aller Altersgruppen vom Studierenden bis zur Rentnerin kennenzulernen und es macht mir viel Freude, sie bei ihren Steuererklärungen zu unterstützen.
„Ich freue mich, interessante Menschen aller Altersgruppen vom Studierenden bis zur Rentnerin kennenzulernen und es macht mir viel Freude sie bei ihrer Steuererklärung zu unterstützen.“
Wie sieht der Arbeitsalltag bei Ihnen aus? In welchem Umfeld beraten Sie?
Meine Beratungsstelle ist im Arbeitszimmer unseres Privathauses. Schon kurz nach der Eröffnung fingen die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie an. Seitdem führe ich die Beratungsgespräche entspannt draußen auf unserer überdachten Terrasse – egal zu welcher Jahreszeit. Und die Mitglieder finden es gut, sich zumindest beim Erstkontakt persönlich zu treffen. Mein Standardspruch: „Ziehen Sie sich warm an!“ (lacht) Dieser Rat wird auch befolgt.
Wie war die Startphase Ihrer VLH- Beratungsstelle? Hat die VLH Sie gut aufgenommen?
Ja, ich habe eine sehr gute Unterstützung durch die VLH bekommen, insbesondere durch die zuständige Regionalleiterin und andere Kolleg/innen, die in der Nähe schon länger VLH-Beratungsstellen leiten. Darüber hinaus gibt es ein vielfältiges Schulungsprogramm mit Online- und Präsenzveranstaltungen, etwa zu aktuellen Steuerrechtsänderungen. Fachleute in der Hauptverwaltung unterstützen mich bei organisatorischen Themen sowie bei kniffligen Fachfragen zum Thema Steuer.
Der Anfang war besonders aufregend. Ich hatte eine Menge Fragen. Wie würden Hilfesuchende meine Beratungsstelle finden? Wie kann ich das Beratungsgespräch unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse der VLH-Mitglieder führen? Doch durch meine ausgeprägte Lust auf Neues, meine lange Berufserfahrung und einen offenen Umgang mit Menschen ist mir der Start mit meiner Beratungsstelle leichtgefallen.
Wie können Sie als VLH-Beraterin Beruf und Privatleben unter einen Hut bringen?
Sehr gut! Die Beratungsstelle läuft gut und es gibt genug zu tun. Ich kann die Beratungstermine aber so planen, dass für private Aktivitäten genügend Zeit bleibt. Zum Beispiel fahre ich leidenschaftlich gerne mit dem Fahrrad: Wohnen die Mitglieder in einem Umkreis von bis zu 20 Kilometern, bringe ich die Steuerbescheide mit dem Rad direkt zu ihnen – so halte ich mich fit!