Was ist eine Quellensteuer?
01.07.2024Es gibt verschiedene Quellensteuern in Deutschland. Mit einer Quellensteuer kommen Arbeitnehmer/innen sogar monatlich in Berührung: die Lohnsteuer. Außerdem wird eine Quellensteuer bei Kapitalerträgen wie Zinsen oder Dividenden fällig – die Kapitalertragsteuer.
Wie funktioniert die Quellensteuer?
Bleiben wir beim Beispiel Lohnsteuer. Wer arbeitet, bekommt in der Regel Monat für Monat ein Bruttogehalt. Von diesem Bruttogehalt schneidet sich der Staat eine Scheibe ab – die Lohnsteuer. Darum müssen Sie sich als Arbeitnehmer/in allerdings nicht selbst kümmern, ihr/e Arbeitgeber/in – der bzw. die die Quelle Ihrer Einnahmen ist – übernimmt das für Sie. Er oder sie überweist Ihnen nicht nur das monatliche Gehalt, sondern auch automatisch die Lohnsteuer an das Finanzamt. Da Sie diese Steuer also nicht selbst überweisen, sondern Ihr/e Arbeitgeber/in die Zahlung übermittelt, ist die Lohnsteuer eine Quellensteuer.
Wie hoch ist die Quellensteuer?
Diese Frage kann man pauschal nicht beantworten, denn es kommt auf die Steuerart an.
Die Lohnsteuer beispielsweise richtet sich nach der Höhe Ihres Gehalts. Nach Angaben des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) lag die durchschnittliche Steuerbelastung aus Lohnsteuer und Solidaritätszuschlag für eine/n ledige/n Arbeitnehmer/in ohne Kinder (Steuerklasse I) 2023 bei 12,9 Prozent des Jahresarbeitslohns. Die Steuerbelastung eines verheirateten Arbeitnehmers bzw. einer verheirateten Arbeitnehmerin mit zwei Kindern (Alleinverdiener/in in Steuerklasse III/2) betrug 2023 durchschnittlich 4,9 Prozent. Bei alleinerziehenden Personen mit einem Kind (Steuerklasse II) sank die Steuerbelastung inkl. Soli zwischen 2005 und 2023 von 13,5 auf 10,9 Prozent des Jahresarbeitslohns.
Bei Kapitalerträgen wird die Abgeltungssteuer in Höhe von einheitlich 25 Prozent fällig.
ÜBRIGENS:
Die durchschnittliche Abgabenbelastung der Bruttolöhne und -gehälter betrug laut Statistisches Bundesamt 2023 insgesamt 31,6 Prozent – 14,9 Prozent für Lohnsteuer und 16,6 für Sozialabgaben. Das Durchschnittsgehalt von Vollzeitbeschäftigten lag im April 2023 in Deutschland bei 4.500 Euro brutto.
Wer behält die Quellensteuer bei Kapitalerträgen ein?
Wenn Sie Kapitalerträge haben, die über Ihrem Sparerpauschbetrag in Höhe von 1.000 Euro (bis 2022 sind es 801 Euro) für Singles (2.000 Euro bzw. 1.602 Euro für Verheiratete), liegen, kümmert sich Ihr Finanzinstitut – also in der Regel Ihre Bank – ganz automatisch um die Kapitalertragsteuer. Das gilt allerdings nur für deutsche Kapitalerträge. Haben Sie zum Beispiel Aktien eines ausländischen Unternehmens, wird die Sache deutlich komplizierter. In diesem Fall zieht der sogenannte Quellenstaat, also der Staat, in dem das ausländische Unternehmen seinen Sitz hat, eine Quellensteuer ein. In Deutschland wird aber in der Regel auch Abgeltungssteuer fällig.
Wie funktioniert die Quellensteuer bei ausländischen Kapitalerträgen?
Aktien eines ausländischen Unternehmens zu kaufen, ist einfach. Schwierig wird es erst, wenn es um die Besteuerung der Kapitalerträge geht, da in zwei Ländern Steuern fällig werden. Um eine Doppelbesteuerung zu vermeiden, hat Deutschland bereits Verträge mit vielen Ländern geschlossen. Diese Verträge regeln, ob und wie viele Steuern einem Land zustehen. Lesen Sie in unserem Artikel mehr zu diesen sogenannten Doppelbesteuerungsabkommen.
Kann man sich die Steuern auf ausländische Kapitalerträge zurückerstatten lassen?
Nehmen wir an, eine ausländische Aktiengesellschaft zahlt Ihnen eine Dividende aus. Je nach Land und Abkommen ist die Quellensteuer im Ausland unterschiedlich hoch. Ist die ausländische Quellensteuer bis zu 15 Prozent hoch, rechnet das deutsche Finanzamt diesen Satz auf die Steuerschuld an. Liegt die ausländische Quellensteuer aber über 15 Prozent, können Sie als deutsche/r Anleger/in einen Antrag auf Rückerstattung stellen – und zwar nicht beim deutschen Finanzamt, sondern bei der ausländischen Finanzbehörde.
Das geht so: Für jedes Jahr gibt es beim Bundeszentralamts für Steuern (BZSt) Listen, in denen steht, in welcher Höhe die Steuern aus den jeweiligen Ländern angerechnet werden können. Dann muss man auf der Homepage der ausländischen Finanzbehörde den entsprechenden Vordruck suchen und ausfüllen.
UNSER TIPP:
Reichen Sie bereits vorab das passende Formulare ein, sodass erst gar keine Quellensteuer im Ausland einbehalten wird. Für die USA ist das beispielsweise das W-8BEN Formular. Wenn Sie dieses bei Ihrer deutschen Depotbank abgeben, werden in den USA keine Steuern einbehalten. Damit sparen Sie sich die Arbeit im Nachhinein.