Feststellungserklärung: Was muss ich beachten?
08.12.2023Wenn Sie zusammen mit anderen Personen Einkünfte erzielen, zum Beispiel aus einer vermieteten Immobilie oder einer Personengesellschaft, kann eine sogenannte Feststellungserklärung notwendig sein. Beim Finanzamt heißt das dann "Erklärung zur gesonderten (und einheitlichen) Feststellung von Besteuerungsgrundlagen für die Einkommensbesteuerung".
Doch was genau ist das, wer muss eine Feststellungserklärung abgeben und worauf sollten Sie achten? Wir erklären Ihnen das Thema Schritt für Schritt.
Was ist eine Feststellungserklärung?
Eine Feststellungserklärung ist eine besondere Art von Steuererklärung. Sie wird verwendet, um gemeinschaftliche Einkünfte von mehreren Personen festzustellen und diese korrekt auf die Beteiligten zu verteilen. Dies ist notwendig, damit das Finanzamt die jeweilige Einkommensteuer für jede/n Beteiligte/n berechnen kann. Die Feststellungserklärung dient also dazu, Transparenz über die Einkünfte aus gemeinschaftlichem Besitz oder einer gemeinsamen wirtschaftlichen Tätigkeit zu schaffen.
Wer muss eine Feststellungserklärung abgeben?
Eine Feststellungserklärung ist erforderlich, wenn mehrere Personen gemeinschaftlich Einkünfte erzielen. Typische Beispiele dafür sind:
- Gemeinschaftlicher Immobilienbesitz: Wenn mehrere Personen eine vermietete Immobilie besitzen, müssen die Einnahmen und Ausgaben unter den Eigentümern aufgeteilt werden.
- Erbengemeinschaften: Wenn eine Erbengemeinschaft Einkünfte erzielt, beispielsweise aus der Vermietung eines geerbten Hauses.
- Personengesellschaften: Dazu gehören Gesellschaften wie die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) oder die Kommanditgesellschaft (KG), die gemeinschaftlich wirtschaftlich aktiv sind.
ÜBRIGENS:
Eine Feststellungserklärung wird auch notwendig, wenn ein/e Einzelunternehmer/in nicht dort wohnt, wo das Unternehmen betrieben wird und zwei verschiedene Finanzämtern zuständig sind. Mit der gesonderten Feststellung wird im ersten Schritt vom Betriebsfinanzamt der Gewinn oder Verlust des Unternehmens festgestellt und ein sogenannter Feststellungsbescheid erlassen. Diese Daten fließen dann in die Einkommensteuererklärung des Steuerpflichtigen beim Wohnsitzfinanzamt ein.
Warum ist die Feststellungserklärung wichtig?
Das Finanzamt nutzt die Feststellungserklärung, um die Einkünfte korrekt auf alle Beteiligten aufzuteilen. Ohne diese Erklärung kann das Finanzamt die individuelle Steuerlast nicht berechnen. Sobald die Einkünfte festgelegt sind, wird für jeden Beteiligten ein Bescheid erstellt, der als Grundlage für die persönliche Einkommensteuererklärung dient.
Was ist der Unterschied zwischen einer gesonderten und einer einheitlichen Feststellung?
Da die sogenannte Besteuerungsgrundlage in einem eigenen Verfahren ermittelt wird, wird das Verfahren grundsätzlich gesonderte Feststellung genannt.
Eine gesonderte Feststellungserklärung füllen Sie als Einzelunternehmer/in aus. Sind Sie Teil einer Personengesellschaft, handelt es sich um eine gesonderte und einheitliche Feststellung, da die Besteuerung für jede Person der Gesellschaft zwar gesondert, aber einheitlich erfolgt.
Ist die Grundsteuererklärung nicht auch eine Feststellungserklärung?
Das stimmt. Grundstückseigentümer/innen mussten wegen der Grundsteuerreform zwischen 1. Juli 2022 und 31. Januar 2023 auch eine sogenannte Feststellungserklärung beim Finanzamt einreichen. Und zwar in digitaler Form, also beispielsweise über ELSTER Online oder andere Tools. Zudem war das Ganze eine einmalige Sache. Mehr dazu finden Sie in unserem Artikel: Grundsteuer, Grundsteuerreform und Einheitswert – so hängt alles zusammen.
Welche Fristen gelten für die Feststellungserklärung?
Die Frist für die Abgabe der Feststellungserklärung entspricht in der Regel der Frist für die Einkommensteuererklärung. Das bedeutet, dass die Feststellungserklärung spätestens bis zum 31. Juli des Folgejahres beim Finanzamt eingereicht werden muss. Wenn Sie einen Lohnsteuerhilfeverein wie die VLH beauftragen, kann sich die Frist verlängern.
Welche Unterlagen benötige ich?
Damit die Feststellungserklärung korrekt ausgefüllt werden kann, sollten Sie folgende Unterlagen bereithalten:
- Belege über Einnahmen und Ausgaben (zum Beispiel Mietverträge, Nebenkostenabrechnungen, Rechnungen)
- Verträge, die die Gemeinschaft regeln (zum Beispiel Gesellschaftsvertrag, Erbvertrag)
- Nachweise über die Aufteilung der Einkünfte (zum Beispiel nach Eigentumsanteilen)
Wie viele Formulare gibt es?
Rund um die gesonderte und einheitliche Feststellung gibt es mehr als 18 Formulare. Die "Anlage FB zur gesonderten und einheitlichen Feststellung von Grundlagen für die Einkommensbesteuerung" ist vergleichbar mit dem Mantelbogen der Steuererklärung. Hier werden Basisinformationen abgefragt, wie zum Beispiel die Anzahl der Beteiligten, Art der Beteiligung und Aufteilungsquote.
Darüber hinaus gibt es mehrere Formulare unter anderem zur Aufteilung von Besteuerungsgrundlagen, zur Aufteilung von ausländischen Einkünften sowie zur Aufteilung von Kapitalvermögen.
Wie wird die Feststellungserklärung abgegeben?
In den meisten Fällen muss die Feststellungserklärung elektronisch über das ELSTER-Portal eingereicht werden. Hier können Sie die notwendigen Formulare ausfüllen und digital übermitteln. Alternativ können Sie die Formulare auch in Papierform beim Finanzamt einreichen, falls Sie von der Pflicht zur elektronischen Abgabe befreit sind.
Viel zu kompliziert?
HINWEIS:
Laut § 4 Nr. 11 StBerG dürfen Lohnsteuerhilfevereine Selbstständige nicht beraten. Bei Fragen zur Feststellungserklärung wenden Sie sich als Einzelunternehmer/in bitte an eine Steuerberaterin oder einen Steuerberater.
Was passiert nach der Abgabe der Feststellungserklärung?
Nachdem die Feststellungserklärung beim Finanzamt eingereicht wurde, prüft die Behörde die Angaben und stellt einen sogenannten Feststellungsbescheid aus. Dieser Bescheid enthält die festgestellten Einkünfte sowie deren Aufteilung auf die Beteiligten. Jede Person muss diese Einkünfte dann in ihrer eigenen Einkommensteuererklärung angeben.
Welche Fehler sollte ich vermeiden?
Um Probleme mit dem Finanzamt zu vermeiden, sollten Sie Folgendes beachten:
- Unvollständige Angaben: Achten Sie darauf, alle relevanten Informationen einzutragen.
- Falsche Aufteilung der Einkünfte: Die Verteilung der Einkünfte muss den tatsächlichen Verhältnissen entsprechen.
- Fehlende Belege: Stellen Sie sicher, dass Sie alle notwendigen Nachweise einreichen.
Der Feststellungsbescheid ist fehlerhaft – was nun?
Sie halten den Feststellungsbescheid in den Händen und bemerken einen Fehler? Dann müssen Sie gegen den Feststellungsbescheid innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe Einspruch einlegen.
Das ist wichtig, denn der Feststellungsbescheid ist ein Grundlagenbescheid, der für den Folgebescheid – zum Beispiel den Steuerbescheid Ihrer Einkommensteuererklärung – bindend ist.
Fazit: Die Feststellungserklärung mag auf den ersten Blick kompliziert erscheinen, doch sie ist ein wichtiger Bestandteil des deutschen Steuersystems, wenn es um gemeinschaftliche Einkünfte geht. Mit einer guten Vorbereitung und den richtigen Unterlagen können Sie den Prozess deutlich erleichtern. Bei Fragen oder Unsicherheiten stehen Ihnen das Finanzamt oder Steuerexperten zur Seite.