Was ist die eTIN?
31.10.2024Deutschland gilt als Weltmeister der Bürokratie. Zu diesem Vorurteil passt gut, wenn man erfährt, dass wir Deutschen nicht nur eine Steuernummer, sondern zusätzlich eine Steuer-ID und - bis 2022 - auch noch eine eTIN hatten. Und das alles nur fürs Finanzamt. Was hat es mit diesem Nummern-Chaos auf sich?
Was war die eTIN?
Jede/r Deutsche hat seit 2008 eine Steuer-ID. Sie wird gleich nach der Geburt zugeteilt und bleibt ein Leben lang unverändert. Und auch Flüchtlinge oder Asylbewerber erhalten vom Bundeszentralamt für Steuern eine eigene Steuer-ID zugeteilt.
Egal, ob man umzieht, den Namen ändert oder ähnliches, die Steuer-ID bleibt gleich. Man sollte meinen, das genügt als eindeutiges Merkmal fürs Finanzamt und die Behörden. Daher war eigentlich geplant, die alte Steuernummer nach und nach abzuschaffen. Bis jetzt ist das allerdings noch nicht überall geschehen.
Und dann gab es bis Ende 2022 noch die eTIN. Dieses Kürzel steht für elektronische Transfer-Identifikations-Nummer oder auf Englisch Electronic Taxpayer Identification Number. Das ist eine 14-stellige Buchstaben- und Zahlenkombination, die aus dem Namen und Geburtsdatum gebildet wird. Genaueres dazu weiter unten.
Warum gab es die eTIN?
Die Einführung der eTIN wurde im Zusammenhang mit der elektronischen Steuererklärung ELSTER nötig, da damit auch die Lohndaten der Arbeitnehmer/innen elektronisch ans Finanzamt übermittelt werden konnten. Die Steuernummern der einzelnen Bundesländer waren dafür nicht geeignet, da sie nicht einheitlich waren. Die eTIN galt dagegen bundeseinheitlich.
Sie sollte vor allem dann genutzt werden, wenn die Steuer-ID nicht bekannt oder nicht vorhanden war, beispielsweise bei ausländischen Grenzgängern und Grenzgängerinnen. Nicht benötigt wurde die eTIN bei einer pauschal gezahlten Lohnsteuer – also Minijobber/innen, Aushilfskräfte in der Landwirtschaft oder Menschen mit kurzfristigen Jobs.
Seit der Lohnsteuerabrechnung 2023 ist die eTIN jedoch nicht mehr zulässig. Arbeitgeber/innen müssen nun zwingend die Steuer-ID ihrer Beschäftigten verwenden, wenn sie Daten elektronisch an das Finanzamt übermitteln.
ÜBRIGENS:
Als Bürger/in haben Sie eine Steuer-ID, sowie wahrscheinlich auch eine Sozialversicherungs- oder Rentennummer, eine Steuernummer, eine Krankenversicherungsnummer und noch weitere Nummern, zum Beispiel eine Umsatzsteuer-ID. Nicht verwechseln!
Wie wurde die eTIN gebildet?
Die eTIN bestand aus Zahlen und Buchstaben, die aus Ihrem Namen und Geburtsdatum gebildet werden. Die ersten vier Buchstaben des Codes bestanden aus den Konsonanten des Nachnamens. Also wird aus Müller MLLR. Es folgten die ersten vier Konsonanten des Vornamens, also wurde zum Beispiel aus Stefanie STFN. Hier zeigt sich, dass Stefan Müller und Stefanie Müller dieselbe Buchstabenfolge hätten, nämlich MLLRSTFN. Nach diesen acht Buchstaben folgte das Geburtsjahr (zweistellig), dann der Geburtsmonat als einzelner Buchstabe. Dabei stand A für Januar, und es wurde weiter durchbuchstabiert bis L für Dezember. Der Geburtstag folgte wieder in Form von zwei Ziffern, und am Schluss wurde ein einzelner Buchstabe als Prüfzeichen angehängt. Stellen, die nicht ausgefüllt werden konnten, zum Beispiel, weil der Name weniger als vier Buchstaben hat, wurden mit X aufgefüllt.
So wurde aus Stefanie Müller, geboren am 17.10.1999 für die eTIN: MLLRSTFN99J17B. Wobei statt des B am Schluss auch ein beliebiger anderer Buchstabe hätte stehen könnte.
Wo finde ich meine die eTIN?
Wenn Sie wissen wollten, wie Ihre eTIN lautet, dann konnten Sie bis Ende 2022 einfach auf Ihrer Lohnsteuerbescheinigung nachsehen. Wenn eine eTIN für Sie genutzt wurde, war sie dort angegeben.
Muss ich eine eTIN beantragen, wenn sie fehlt?
Wenn auf Ihrer Lohnsteuerbescheinigung keine eTIN steht, ist das kein Problem, und seit Ende 2022 auch gar nicht mehr nötig. Zwar gab es bis 2022 in der Steuererklärung in der Anlage N ein Feld, in das Sie die eTIN eintragen konnten. Dieses Feld füllen Sie aber nur dann aus, wenn Sie auch eine eTIN für das entsprechende Jahr hatten.
Zum Abschluss sind die drei verschiedenen Steuer-"Nummern" in der folgenden Tabelle noch einmal übersichtlich erklärt:
Name | Steuernummer | Steuer-ID | eTIN |
---|---|---|---|
vergeben von | zuständiges Finanzamt, sobald man die erste Steuererklärung einreicht | Bundeszentralamt für Steuern | Arbeitgeber/in |
Gültigkeit | so lange dieses Finanzamt weiter zuständig bleibt; bei Umzug eventuell neue Nummer | lebenslang | wurde Ende 2022 abgeschafft |
Form | 13 Ziffern | elf Ziffern (zehn zufällige Ziffern und eine Prüfziffer) | 14-stelliger Code aus Großbuchstaben und Ziffern, gebildet aus dem Namen und Geburtsdatum |
Quellen
Quellen
- Einkommensteuergesetz: Abschluss des Lohnsteuerabzugs, elektronische Lohnsteuererklärung Datum 26.08.2019.