Was ist die Steuerprogression?

In Deutschland haben wir eine progressive Einkommensteuer. Das heißt: Der Steuersatz steigt in Abhängigkeit zum zu versteuernden Einkommen an. Das lässt sich am besten erklären, indem man die progressive Steuer mit anderen Besteuerungsmodellen vergleicht. Unsere fiktiven Protagonisten in diesem Vergleich sind Max und Mira:

1. Konstante Steuer

Beim konstanten Steuersatz zahlen alle den gleichen Anteil ihres Einkommens. Beträgt der Steuersatz zum Beispiel 10 Prozent, zahlt Max, der ein Einkommen von 10.000 Euro hat, 1.000 Euro Steuern und Mira, die 20.000 Euro hat, 2.000 Euro Steuern. Der Kirchenzehnt im Mittelalter war so eine konstante Steuer. 

2. Regressive Kopfsteuer

Bei der Kopfsteuer zahlen Max und Mira unabhängig von der Höhe Ihres Einkommens den gleichen Betrag an Steuern. Also zum Beispiel 1.000 Euro pro Person. Das Ganze ist ein regressiver Steuersatz, weil Mira dadurch einen kleineren Anteil Ihres Einkommens (5 Prozent) abgibt als Max (10 Prozent). Man könnte auch sagen: Je höher das Einkommen, desto niedriger der Steuersatz (abfallende Steuer).

3. Progressive Steuer

Bei einer progressiven Steuer wächst der Steueranteil mit dem zu versteuernden Einkommen (ansteigende Steuer). Hat Max weiterhin ein Einkommen von 10.000 Euro und Mira von 20.000 Euro, zahlt Max 10 Prozent Steuern (1.000 Euro), Mira aber 15 Prozent (3.000 Euro). In diesem Beispiel werden also die ersten 10.000 Euro von Max und Mira mit jeweils 10 Prozent besteuert (immer 1.000 Euro), die zweiten 10.000 Euro von Mira aber mit 20 Prozent (2.000 Euro). Genauso nach diesem Prinzip funktioniert unsere Einkommensteuer, allerdings mit anderen Zahlen.

Der niedrigste Steuersatz in Deutschland beträgt 14 Prozent. Er greift 2025 ab dem 12.097ten Euro, denn bis zu einem zu versteuernden Einkommen von 12.096 Euro muss man 2025 gar keine Einkommensteuer zahlen. Das ist der Grundfreibetrag, und er steht jedem und jeder Steuerzahler/in zu. Hier eine grobe Übersicht für 2025:

Das heißt aber auch, dass eine Spitzenverdienerin mit beispielsweise über 69.000 Euro zu versteuerndem Einkommen, erst ab dem 68.481ten Euro einen Steuersatz von 42 Steuersatz zahlt. Das Einkommen darunter wird nicht mit dem Spitzensteuersatz versteuert, sondern jeweils geringer. Mehr dazu lesen Sie in unserem Artikel Spitzensteuersatz – das steckt dahinter. 

Für unser Beispiel bedeutet das: Max müsste in Deutschland gar keine Steuern zahlen, denn sein Einkommen liegt unter dem Grundfreibetrag. Miras Steuersatz hingegen steigt ab dem 12.097ten Euro von 14 Prozent bis 24,87 Prozent bei 20.000 Euro. Ihre persönliche Durchschnittsbelastung liegt am Ende bei 8,2 Prozent, also 1.639 Euro – weil auch ihr der Grundfreibetrag von 12.096 Euro zusteht. Das heißt: 8,2 Prozent ihres Einkommens gibt Mira als Steuern an das Finanzamt ab. Würde sie ein Einkommen von 15.000 Euro haben, wären es mit 485 Euro 3,23 Prozent.